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US-Notenbank bleibt bei Niedrig-Zins-Politik

Die US-Notenbank gab bekannt, dass sie weiterhin „außergewöhnlich niedrige“ Zinssätze anbieten will, um die schwache Konjunktur anzukurbeln. Bis mindestens 2014 sollen die niedrigen Zinsen beibehalten werden, wie der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Fed) erklärte. Auch korrigierte die US-Notenbank ihre im vergangenen Jahr erstellte Wachstumsprognose deutlich nach unten. Bereits seit Ende 2008 versorgt die Fed den amerikanischen Wirtschaftskreislauf durch günstige Leitzinsen mit mehr Geld für Investitionen. Ursprünglich hatte die US-Notenbank erklärt, die Zinsen nur bis Mitte 2013 auf diesem niedrigen Level halten zu wollen. Durch die schlechtere Wachstumsprognose sieht sie sich jedoch gezwungen, die Niedrig-Zins-Politik weitere 18 Monate aufrecht zu erhalten. Für 2013 erwartet Fed-Chef Ben Bernanke ein Wirtschaftswachstum von 2,2 bis 2,7 Prozent. Um die Preisentwicklung positiv zu beeinflussen, wurde erstmals die langfristige Zielmarke von zwei Prozent bei der Inflation festgelegt. Mit deren Veröffentlichung will die US-Notenbank erreichen, dass die Erwartungen an die Preisentwicklung in den USA „fest verankert“ wird. Als besorgniserregend sieht Bernake den noch immer schlechten US-Immobilienmarkt und die finanziellen Probleme der Euro-Länder, die noch nicht abzusehende Auswirkungen auf die US-amerikanische Wirtschaft haben werden. Bernake: „Wir sehen weiter Gegenwind aus Europa kommen“.

Inflation gleicht Lohnerhöhungen aus

Wie die Hans-Böckler-Stiftung errechnete, werden die ohnehin nur minimalen Lohn- und Gehaltserhöhungen des vergangenen Jahres komplett durch die Inflation neutralisiert. Tatsächlich sank 2011 der Reallohn um 0,3 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. Während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum um rund 2,3 Prozent stiegen, konnten die Gewerkschaften nur einen Tarifanstieg um durchschnittlich zwei Prozent durchsetzen. Am stärksten profitierte der Dienstleistungsbereich mit einer Lohnerhöhung von circa 2,8 Prozent. Über 9,2 Millionen Lohn- und Gehalts-Tarif-Verträge konnten die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbunds 2011 vereinbaren. Dazu kommen Erhöhungen für die bereits 2010 abgeschlossene Tarifverträge, von denen weitere 7,4 Millionen Arbeitnehmer partizipierten. Die Laufzeiten der 2011 vereinbarten Tarifverträge beträgt mit 22,8 Monaten im Durchschnitt knapp zwei Jahre und damit etwas weniger als im Vorjahr. Das bestätigt den seit Jahren anhaltenden Trend der Unternehmen, sich möglichst nicht mehr langfristig zu binden.

Neue Anlageform: Kombi-Konten

Aufgrund der Börsenschwankungen setzen private Sparer verstärkt auf risikoarme Geldanlagen. Wie eine Emnid-Studie der Postbank zeigt, legen inzwischen rund 25 Prozent aller Deutschen Geld auf ein Tagesgeldkonto. 16 Prozent aller Deutschen haben einen Teil ihrer Ersparnis auf Festgeldkonten angelegt. Beides sind sehr sichere Sparanlagen, die jedoch auch Mängel aufweisen. So ist beim Tagesgeldkonto das Geld zwar stets verfügbar, dafür jedoch sind die darauf gezahlten Zinsen geringer, als bei Festgeldkonten. Diese wiederum sind eher unflexibel, da der Besitzer während des Anlagezeitraums auch im Notfall nicht über das Geld verfügen kann. Eine gute Alternative, mit den Vorzügen beider Sparanlagen, bieten deshalb die neuen sogenannte Kombi-Konten, die die Flexibilität von Tagesgeldkonten mit den Renditen von Festgeldkonten verbinden. Bis zu 3,8 Prozent Zinsen pro Jahr, werden derzeit auf Einlagen von Kombi-Konten geboten, von denen ein Teil des Geldes jederzeit verfügbar ist. Die VTB Direktbank bietet beispielsweise 3,8 Prozent Zinsen für eine dreijährige Laufzeit. Von der eingezahlten Summe können jederzeit 20 Prozent abgehoben werden. Andere Banken, wie die NIBC Direkt, bietet zwar nur bis zu 3,5 Prozent Zinsen auf die Einlagen, dafür jedoch kann der Sparer jederzeit über die Hälfte des Geldes verfügen. Wer also sicher sein will, jederzeit einen Teil seiner Reserve abheben zu können, ohne auf eine gute Verzinsung zu verzichten, der ist bei dem neuen Sparmodell auf der sicheren Seite.

Experten erwarten 10 Prozent Inflation

Aufgrund der anhaltenden Schuldenkrise der europäischen Euro-Staaten, befürchten Ökonomen inzwischen eine Inflation in Höhe von zehn Prozent. Experte Lüder Gerken geht davon aus, dass die meisten Regierungen eine Inflationsrate von bis zu zehn Prozent akzeptieren. Auch die Bundesregierung wird, so Gerken; „in der Hoffnung, dass die Deutschen dabei nicht allzu sehr aufmucken“, eine Inflationsrate von bis zu zehn Prozent in Kauf nehmen. Die Inflationsgefahr besteht vor allem, wenn die Europäische Zentralbank den Ankauf von Staatsanleihen hoch verschuldeter EU-Staaten weiter ausbaut. Auch die Ausgabe gemeinsamer europäischer Staatsanleihen sieht Gerken kritisch: „Damit würden die Anreize in den hilfsbedürftigen Staaten deutlich gesenkt, sich zu reformieren und wettbewerbsfähige Wirtschaftsstrukturen aufzubauen.“ Momentan gibt es kein weiteres Hilfsgesuch aus Italien oder Spanien. Strenge Sparmaßnahmen und Eigeninitiative der Regierungen sind die beste Möglichkeit, die Staatsschulden der gefährdeten Länder zu senken, ohne die gesamte Europäische Union „in den Abgrund“ zu reißen. Dafür könnte es allerdings schon zu spät sein. Einem französischen Bericht zufolge will die Ratingagentur Standard & Poor’s den Bonitäts-Ausblick für Frankreich von „Stabil“ auf „Negativ“ herunter stufen.

Finanzkrise: Wirtschaftsweisen mahnen schnelles Handeln an

Noch immer befürchten die deutschen „Wirtschaftsweisen“ einen Domino-Effekt der Schulden- und Finanzkrise. „Die unmittelbare Gefahr liegt in der Euro-Zone, aber sie kann ausstrahlen auf die ganze Welt“, erläutert Beatrice Weder di Mauro, in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Dies wiederum könnte zu einem „globalen Rückschlag“ führen, der Europa weiter in die Krise treiben würde. Diese Eskalation der Situation lässt sich nach Meinung der Expertin nur verhindern, wenn die Regierungen der EU noch stärker als bisher sparen und sich bemühen, ihre Schulden abzubauen. Außerdem seien weitere effiziente Reformen nötig, um die weitere Staatsverschuldung fast aller europäischer Staaten zu stoppen. Der Rat der Wirtschaftsweisen sieht jedoch auch, dass der Abbau der Staatsschulden noch mehrere Jahrzehnte dauern könnte. Allerdings ist ein „radikaler“ Abbau dieser Schulden „alternativlos“. Vorerst sollten die Regierungen Europas anstreben, innerhalb der nächsten 20 Jahre ihre Schuldenlast auf 60 Prozent der Wirtschaftsleistung der einzelnen Länder zu verringern. Damit würde zumindest der Vertrag von Maastrich eingehalten werden. Den aktuell diskutierten Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone sehen die Wirtschaftsweisen kritisch, da dies vermutlich die Rückzahlung der Schulden durch Griechenland nicht fördern würde. Di Maur: „Der Staat, das Bankensystem und weite Teile des Unternehmenssektors wären damit bankrott.“