Archiv der Kategorie: Märkte

Berlusconis Rücktritt bringt keine Entspannung auf den Märkten

Der Rücktritt des italienischen Regierungschefs, Silvio Berlusconi, hat die Märkte weniger beeinflusst, als gehofft. Bei der notwendigen Aufnahme neuer Kredite, musste die italienische Regierung wesentlich höhere Zinsen vereinbaren, als noch vor einem Monat. Von 5,32 auf 6,23 Prozent stieg der Zins für einen Kredit über fünf Jahre, der aktuell von Italiens Regierung verlangt wird. Zeitweise stiegen die Forderungen auf bis zu 6,437 Prozent. Einen Kredit in Höhe von 5 Milliarden Euro musste Italien Anfang dieser Woche aufnehmen. Der italienische Staatspräsident, Giorgio Napolitano, hat in der vergangenen Woche einen Wirtschaftsexperten mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. In einer Stellungnahme versuchte er zu beruhigen, indem er darauf verwies, dass die „kollektiven Anstrengungen“ Italien helfen werden, die akute Schuldenkrise zu meistern. Trotzdem raten Ratingagenturen und Finanzexperten derzeit von Investitionen in Italien ab.

Schuldenkrise: Wirtschaftsweisen loben Merkel

Die fünf sogenannten Wirtschaftsweisen haben die Arbeit der Bundeskanzlerin während der Schuldenkrise gelobt. Sie hätte „mutiges Engagement“ gezeigt, konstatieren die Finanz-Experten. Die bisher gefassten Beschlüsse der Europäischen Union begrüßten die fünf Weisen. In einem jetzt vorgelegten Gutachten bezeichneten sie diese zur Eindämmung der Krise als sinnvoll und wirksam. Prinzipiell sei Europa und Deutschland der „besonderen Verantwortung für Europa“ bisher gerecht geworden. Für den Fall das die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichen, schlägt der Rat ein neues Schuldentilgungspaket vor. In diesen sollten alle Schulden europäischer Staaten, die einen Grenzwert von rund 60 Prozent übersteigen, in einem gemeinsamen Fonds gebündelt und getilgt werden. Auf diese Art würden die Schulden aller Euro-Staaten vergemeinschaftet. Kanzlerin Merkel lehnte den Vorschlag ab, der ihrer Meinung nach zu viele verfassungsrechtliche Schwierigkeiten nach sich ziehen würde.

Euro-Rettungsfonds ab Dezember mit Hebel

Schon ab Dezember dieses Jahres soll der Euro-Rettungsfonds einen größeren Umfang und damit auch eine höhere Wirksamkeit haben. Das soll die Europäische Union in die Lage versetzen, Länder wie Griechenland und Italien vor dem Ruin zu retten. Wie Jean-Claude Juncker, der Vorsitzende der Eurorettungsgruppe in Brüssel bekannt gab, werden die grundlegenden Arbeiten am Konzept der finanztechnischen Hebelmodelle bis Ende des laufenden Monats abgeschlossen sein. Erst Ende Oktober hatten die EU-Staaten auf dem letzten Euro-Gipfel beschlossen, dass der Euro-Rettungsfonds vor allem durch neue Hebelmodelle eine höhere Schlagkraft erhalten soll. Damit will die EU sicher stellen, dass die bisher in den Fonds eingezahlten 440 Milliarden Euro auch ausreichen, um die derzeit in finanzielle Not geratenen EU-Länder zu unterstützen. Zwei sogenannte Hebelmodelle sind bisher in Planung. Einmal soll der Fonds zeitgleich eine Versicherung für Staatsanleihen werden. Zum Zweiten sollen Gelder des Internationalen Währungsfonds mit eingeplant und bei der Rettung des Euro, im Rahmen spezieller Sonderaktionen, Verwendung finden. Gleichzeitig wächst innerhalb der Europäischen Union die Angst vor einer „Ansteckung“ der Schuldenkrise Italiens, weshalb Olli Rehn, der Sprecher der EU-Währungskommission forderte, die Planung und Umsetzung der Fonds-Stärkung schneller abzuschließen. Die noch im Euro-Rettungsfonds vorhandenen 250 Milliarden Euro, sollen durch den Kauf von Staatsanleihen gefährdeter EU-Länder schnell deren drohende Zahlungsunfähigkeit abwenden.

Erneute Entspannung an europäischen Börsen

Die Hoffnung auf weitere Finanzspritzen für finanziell angeschlagene Banken, hat die Kurse der europäischen Börsen wieder steigen lassen. Vor allem die Ankündigung einer finanziellen Hilfe für die Großbank „Dexia“, zeigte schnell Wirkung. Am Mittwoch lag der deutsche Leitindex zum Börsenschluss bei 5473 Punkten und damit 4,91 Prozent über dem Wert des Vortages. Am deutlichsten war die Kurssteigerung bei den Banken. So stiegen die Werte der Commerzbank-Aktien um 5,44 Prozent und die Aktien der Deutschen Bank sogar um 7,57 Prozent. Auch die anderen europäischen Börsen konnten eine kräftige Erhöhung verzeichnen. Um 3,19 Prozentpunkte stieg der Londoner FTSE-100-Index und um 4,33 Prozent der CAC-40 der Börse in Paris. Die Börsen in Mailand, Madrid und Lissabon erholten sich ebenfalls deutlich. Als Auslöser des schnellen Kursanstiegs der europäischen Börsen gilt die Ankündigung des IWF-Europa-Chefs, Antonio Borges, der in Brüssel zusagte, dass im Notfall der IWF bereit wäre, Staatsanleihen von europäischen Krisenländern zu kaufen. Auch die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, sagte in Brüssel die Unterstützung Deutschlands zu, falls dies notwendig wird.

US-Fonds vertrauen deutschen Anlagen

Die hohen Schwankungen an den europäischen Börsen schüren das Misstrauen der US-Fonds gegen europäische Banken. Vor allem die französischen Banken werden aktuell kritisch beobachtet da befürchtet wird, dass Frankreich sein derzeitiges Top-Rating verliert. Auch italienische und spanische Banken werden aufgrund der brisanten Finanzlage beider Regierungen als schlechte Investition eingestuft. Um zwanzig bis dreißig Prozent sank in den letzten Monaten die Höhe der Anlagen durch US-amerikanische Anleger in diesen Ländern. Dagegen steigt das Vertrauen der US-Fonds in deutsche Anlagen weiterhin. Deutsche Banken erhielten nach Angaben der Ratingagentur Fitch in diesem Jahr bereits acht Prozent mehr an Geldzuflüssen, als in den vergangenen Jahren. Noch immer gelten deutsche Staatsanleihen als sichere Anlage.